Arbeitskreis Resiliente Prozesse durch IT-Infrastrukturen
Die Bedeutung von katastrophalen Ereignissen, seien sie durch Naturkatastrophen, Unfälle oder Terroranschläge hervorgerufen, nehmen insbesondere im Kontext der zu beobachtenden Konzentration von Menschen in (Mega)Städten, zu. Das Management solcher Ereignisse erfordert zuverlässige soziale und technische Infrastrukturen und damit die Fähigkeit, grundlegende Dienste wie die Versorgung mit Strom, Wasser, Lebensmitteln, Kommunikation oder Verkehrswesen aufrecht zu erhalten.
Da sich einzelne Ereignisse in der Regel bezüglich der konkreten Charakteristika (z. B. Verfügbarkeit von Infrastrukturen) voneinander unterscheiden, sind ein Katastrophenmanagement und die dafür notwendigen Prozesse nur in Grenzen planbar. Der Eigenschaft der Resilienz, d.h. der Fähigkeit, bei eingetretenen Störungen einen Zusammenbruch der grundlegenden Infrastrukturen und Dienste abzuwenden und zeitnah in einen akzeptablen Zustand zurückzubringen, kommt daher eine zentrale Bedeutung zu. Grundlage hierfür stellt die zeitnahe Erfassung der tatsächlichen Situation im Katastrophenfall sowie darauf aufbauend eine flexible Anpassung von Prozessen und deren Ausführung dar.
Dies in einer modernen Gesellschaft zu erreichen, ist weder mit technischen Ansätzen und informatischen Verfahren alleine noch ohne diese denkbar. Resilienz ist dabei nicht als Technologie zu verstehen, sondern ein Paradigma und Leitfaden für die Evaluation von funktionalen Eigenschaften und der Transparenz von IT-Infrastrukturen. Lösungsansätze erfordern daher die Analyse und Weiterentwicklung von Verfahrensweisen der Informatik sowie die adäquate Berücksichtigung spezifischer Probleme, die sich aus bestehenden wechselseitigen Abhängigkeiten zwischen gesellschaftlichen Anforderungen und technischen Möglichkeiten für unterschiedliche Anwendungsdomänen ergeben.
Ziel des Arbeitskreises „Resiliente Prozesse durch IT-Infrastrukturen (RePIT)“ ist es, eine Plattform für interdisziplinäre Projekte zu bieten, die Ansätze aus der Informatik, der Wirtschaftsinformatik und anderen Domänen zusammenführen, um das notwendige Management im Katastrophenfall zu verbessern. Der Arbeitskreis soll den Forschungsschwerpunkt „Gesellschaft und Kultur in Bewegung“ der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg um einen neuen Aspekt erweitern. Hierzu ist geplant, verschiedene Formen von Forschungsprojekten und Kooperationen wie beispielsweise interdisziplinär angelegte Projekte oder die Einbindung internationaler Forschungsbeziehungen an der Schnittstelle zwischen Informatik, Wirtschaftsinformatik und den jeweiligen Anwendungsdomänen zu ermöglichen und zu unterstützen. Die Etablierung des Arbeitskreises wird mittelfristig zudem als Möglichkeit zur Einwerbung von Drittmittelprojekten gesehen, beispielsweise im entsprechenden Forschungsschwerpunkt „Security“ der EU.
Erste Projektideen sind bereits in der Entwicklung oder werden derzeit geplant:
1. Automatisierung von Compliance
2. Hands2Help
3. Überprüfung nicht-funktionaler Eigenschaften in serviceorientierten Architekturen (SOA)
Darüber hinaus werden mögliche Kooperationen und ein gezielter Erfahrungsaustausch mit weiteren Bereichen als wertvoll betrachtet, wie beispielsweise den Wirtschaftswissenschaften (z. B. im Bereich Business Continuity Management oder Logistik), den Rechtswissenschaften (z. B. im Bereich Compliance), den Geowissenschaften (z. B. im Bereich Mobilität oder Flächenmanagement), den Agrar- und Ernährungswissenschaften (z. B. Sicherstellung der Nahrungsversorgung) oder der Medizin (z. B. im Bereich Notfallmanagement). An interessierte Personen ergeht daher explizit der Aufruf, sich in diesem Arbeitskreis mit Projektideen einzubringen.